KI im Schulunterricht und Auswirkungen auf die Zukunft

Markus Krug ist viel beschäftigt. Neben seiner Lehr- und IT-Administrationstätigkeit in der Mittelschule Traiskirchen wird er oft als Vortragender und Seminarleiter zum Thema IKT im Bildungswesen angefragt. Im naturbelassenen Garten sitzend bloggt er IKT-Inhalte rund um die digitale Welt auf seinen beiden gut besuchten Webseiten (ikt4you.eu & mathe4you.eu).

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Bild: Markus Krug. Im naturbelassenen Garten wird gebloggt.

Herr Krug, wie lange beschäftigen Sie sich schon mit digitalen Inhalten? Warum jetzt gerade mit KI-Inhalten?

Es sind nun über 35 Jahre. Ich habe immer schon gerne repariert. Von alten Spielautomaten (Flippern) über Motorräder und Autos bis zum PC. In der Schule haben wir über viele Jahre hinweg unsere PCs und Netzwerkanlage eigenständig, ohne fremde Hilfe betreut. Sich weiterzubilden und seine Kenntnisse zu vertiefen ist dabei ein absolutes Muss. Daher war es eine logische Konsequenz, sich auch mit AI-/KI-Anwendungen zu beschäftigen.

Welche Auswirkungen hat die Künstliche Intelligenz auf die Schule von morgen?

KI ist gekommen, um zu bleiben. Besser gesagt, um Lehrende in ihren Bemühungen des Unterrichtens sinnvoll zu unterstützen. AI ist aber kein Allheilmittel, keine digitale Pille und schon gar kein zukünftiger – moderner – „Nürnberger Trichter“. Lernen findet in Beziehungen statt, oder es findet nicht statt. Digitales – in welcher Form auch immer – ist kein Ersatz, sondern eine Unterstützung, eine mögliche Ergänzung. Der Einsatz von Smartphones, Tablets, Laptops und Internet im Unterricht wird von der Lehrkraft in ihrem eigenen Ermessen dosiert und kann so Schritt für Schritt von den Kindern erlernt werden. Wertschätzende Beziehungen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen, gegenseitiges Feedback, positive Verstärkung von Ideen und Talenten können nicht durch Bits und Bytes ersetzt werden.

Erzielen SchülerInnen mit KI-Unterstützung bessere Leistungen?

Für bereits gute und lernwillige SchülerInnen ist KI-Power ein weiteres wesentliches Element ihrer Ausbildung, um noch besser zu werden bzw. um ihre Defizite auszugleichen.

Sie beherrschen bereits wesentliche Grundkompetenzen.

Schwache SchülerInnen mit wenigen Grundkompetenzen des Rechnens, Schreibens und Lesens sind mit der neuen Technologie oft überfordert. Es fällt ihnen oft schwer, die richtige Frage (Prompteingabe) zu formulieren, geschweige denn können sie die Inhalte interpretieren. Einige KI-Tools (vgl. MS-Learning-Tools – Immersive Reader) können ihnen helfen, diese Defizite auszugleichen.

Kinder und Jugendliche, die „sich und Schule aufgegeben haben“, sind auch mit KI-Lösungen nicht auf einen besseren Weg zu bringen. Da hilft nur der Mensch (1:1 Zeit), der diesen Kindern Mut und Hoffnung macht, ihre Ziele zu entdecken und zu erreichen.

Wie können PädagogInnen verhindern, dass SchülerInnen bei den Aufgaben mit der KI „schummeln“?

Diese Frage stellt sich nicht. Die Arbeit – egal ob in der Schule oder im Berufsleben – muss gut, nein ausgezeichnet, erledigt werden. Neben einem profunden Basiswissen (Rechnen, Schreiben und Lesen) sind Kreativität, Teamfähigkeit und Lösungsvermögen (vgl. 21st Century Skills) wichtige Bausteine einer guten Ausbildung. Dass dabei moderne Werkzeuge verwendet werden, steht außer Zweifel. Die digitale Welt, insbesondere die künstliche Intelligenz, kann uns dabei helfen, besser und schneller zu lernen, aber vor allem Lösungen zu bestehenden Problemen zu finden, um diese in der Zukunft zu bewältigen. Ein Umdenken in den Köpfen der Menschen, aber auch in Schulen ist dabei unumgänglich. Bildung heißt, handlungsfähig zu werden – vorbereitet und gestärkt auf das, was auch immer kommt.

Was sind für Sie sinnvolle KI-Anwendungen im Schulalltag?

In Wahrheit reichen ganz wenige kostenlose Tools, um wichtige Aufgaben im Schulalltag effizienter bewältigen zu können.

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Bild: Markus Krug

Meine Empfehlungen habe ich dem laufend aktualisierten Artikel „Die Top 5 AI-KI-Tools für deine Bildung“ (https://www.ikt4you.eu/be-active/weblinks/aikitools) zusammengefasst.
Momentan sind es:

  • ChatGPT
  • Chatwithpdf
  • Deepl

Diese 3 Tools reichen völlig für den Schulalltag.

Was sollten SchülerInnen bei der Verwendung eines Chatbots beachten?

Als Erstes unbedingt das Mindestalter zur Nutzung. ChatGPT ist beispielsweise erst ab 13 Jahren mit elterlicher Zustimmung freigegeben. Noch gibt es keine einheitliche gesetzliche Regelung zu den Altersfreigaben. Das wird sich in absehbarer Zeit (vgl. Diskussion um Mindestalter bei Sozialen Medien) aber ändern.

Vor der Verwendung muss man den Chatbot unbedingt konfigurieren und auf seine Person abstimmen, um adäquate Antworten zu erhalten. Auch die Eingabe eines sinnvollen Prompts (Anweisung – Frage) will gelernt sein.

Alleiniges Copy & Paste der Ergebnisse reicht absolut nicht. Inhalte zu hinterfragen, zu reflektieren und zu überprüfen gehört zu den absoluten IT-Basics.

All das muss erlernt und geschult werden. Von Mensch zu Mensch, der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt, und nicht die Maschine. Soziale Interaktion ist ein wesentlicher Schlüssel zum Bildungserfolg. Der Chatbot ist und bleibt ein Tool.

Sie wurden zur Pilotierung von KI in Mittelschulen ausgewählt. Was glauben Sie, wie Schule in fünf bis zehn Jahren aussehen wird?

Eine Schule ist ein Gebäude. Lehrende machen Schule zu einem Ort der respektvollen Begegnung und des lust- und sinnvollen Lernens mit Spaß. Die Menschen machen Schule aus.

Wir haben eine gute Chance, KI in das Lerngeschehen zu integrieren. Um damit auch Platz und Zeit zu schaffen, für menschliche emotionale Inhalte, die heute schon viel zu kurz kommen. Mut zur wesentlichen Veränderung in Lehrinhalten und Methoden sind in diesem Punkt angesagt, die geschickt mit bestehender bewährter Schule kombiniert werden. Die gesunde Mischung macht es aus.

Entscheidend wird auch sein, wie man in Zukunft das Hardwareproblem lösen wird. Die momentane Situation ist sehr unbefriedigend. Die digitale Infrastruktur ist in vielen Pflichtschulen immer noch sehr mangelhaft, einige Endgeräte sind bereits defekt und eingeschränkt einsetzbar. Es reicht nicht, den Kids nur ein Notebook in die Hand zu drücken. Die Geräte müssen sinnvoll gewartet werden (vier Stunden Abgeltung pro Woche für ca. 410 Notebooks und nicht jede Schule hat einen sich zu helfenden IT-Wutzi), ebenso das Netzwerk und Ausgabegeräte. Nur dann kann auch digitaler Unterricht reibungslos und sinnvoll stattfinden.

Abhängig von diesen Faktoren wird es einige Schulen geben, die große Schritte in kurzer Zeit nach vorne machen, davon bin ich überzeugt. Und es werden langsam, aber stetig immer mehr werden. Das hoffe ich.

Wir bedanken uns sehr herzlich für dieses ehrliche und aufschlussreiche Interview!

Wer noch mehr von Markus Krug zum Thema KI hören/sehen möchte, ist eingeladen die Aufzeichnung seiner Webinare anzusehen
unter Webinare rund um die Inhalte von ikt4you.